Montag, 24. November 2008
VERNETZTE FLORA
Diese Topfpflanzen bloggen
Technikspielzeug Blumenbeet: Pflanzen erinnern via Twitter-Botschaft ans Gießen, ein Sensorsystem ersetzt den grünen Daumen und das Robotergewächs "Pekoppa" sogar die Pflanze selbst.

Mit dem Bausatz Botanicalls kann jeder technikaffine Pflanzenfreund seine Heimflora vernetzen: Das etwa hundert Dollar teure "Pflanzen-Twitter-Kit" besteht in erster Linie aus einer Platine in Blattform. Der "Stengel" des High-Tech-Blatts wird von zwei Sensor-Drähten gebildet, über die auch die Bodenfeuchtigkeit gemessen wird.
Wenn man das Platinen-Blatt erfolgreich im Blumentopf installiert und mit dem Netz verbunden hat, muss die Pflanze nur noch beim Mikro-Blogging-Dienst Twitter angemeldet werden. Danach kann man via Twitter kontrollieren, ob die Pflanze noch ausreichend Wasser hat, bei akuter Trockenheit "meldet" sich das Gewächs aber auch automatisch mit einer entsprechenden Twitter-Botschaft.

Einer weiteren Verbreitung twitternder Topfpflanzen steht allerdings entgegen, dass zur Montage des Sets auch das Setzen einiger Lötstellen gehört. Dass die Medienkünstler das Set relativ günstig anbieten können, ist trotzdem bemerkenswert. Möglich wird dies durch die offene Entwicklungsplattform Arduino, die aus Hard- und Software-Komponenten besteht und die Realisierung von Prototypen und Kleinstserien drastisch vereinfacht.

Die Konstrukteure des Bausatzes haben vor rund zwei Jahren das Projekt Botanicalls zur "Verbesserung der Kommunikation zwischen Pflanze und Mensch" vorgestellt. Um die florale Telekommunikation anzukurbeln, hatten drei New Yorker Medienkünstler Topfpflanzen mit Sensoren und Internet-Zugang ausgestattet. Damit können die wichtigsten Parameter der Pflanzenbefindlichkeit erfasst und via Web, E-Mail oder Handy zur Verfügung gestellt werden. Der abwesende Besitzer kann sein Gewächs "anrufen", um sich nach dessen Zustand zu erkundigen oder beispielsweise per SMS ans Gießen erinnert werden. Botanicalls wurde von Kate Hartman, Kati London, Rebecca Bray und Rob Faludi im Rahmen des "Interactive Telecommunications Program" der New York University entwickelt. Und nachdem das Projekt auf unerwartet große Resonanz stieß, wurde es nicht, wie ursprünglich geplant, nach einem halben Jahr beendet, sondern stetig weiterentwickelt.

Jenseits der Bastelhürden liegt Botanicalls unterdessen voll im Gartentrend. Die Digitalisierung macht nämlich nicht einmal vor Blumentopf und Staudenbeet halt, wie das Beispiel des Sensorsystems EasyBloom zeigt. Das Gerät sieht aus wie eine ziemlich plump geratene Plastikblume (in den USA für rund 60 Dollar im Handel erhältlich).
EasyBloom wird zunächst für 24 Stunden in die zu bepflanzende Erde gesteckt. Anschließend wird es via USB mit einem Rechner verbunden, damit die gesammelten Daten von der EasyBloom-Software ausgewertet werden können. Als Ergebnis erhält man eine Liste mit Pflanzen, die auf dem getesteten Boden gedeihen.
Angesichts der Topfpflanzen im Handynetz oder der digitalen Krücke für grüne Daumen drängt sich allerdings die Frage auf, ob Pflanzen beim digitalen Gärtnern überhaupt noch eine relevante Rolle spielen.
Die japanische Antwort auf diese Frage heißt Pekoppa, die Robotertopfpflanze. Im Vergleich zu den biologischen Vorbildern glänzt Pekoppa vor allem durch eindeutige Reaktionen auf menschliche Ansprache. Je nach dem Tonfall wiegt das Robo-Gewächs seine Blätter und manchmal vollführt es sogar eine bestätigende Verbeugung

gefunden unter:
http://www.spiegel.de/netzwelt/mobil/0,1518,591785,00.html

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